Kein Aprilscherz: Heute Nacht habe ich den zweiten und letzten Teil der Ultima-Spin-Offs durchgespielt: Ultima Worlds Of Adventure 2: Martian Dreams
Vor mittlerweile auch schon wieder 2 Jahren hatte ich ja bereits den ersten Teil "Savage Empire" durchgespielt, der mir nicht besonders gefallen hat. Zu kompliziert, zu verwirrend und zu schlecht gealtert.
Um es vorweg zu nehmen: auch Martian Dreams ist nicht besonders gut gealtert, hat aber dafür andere Vorzüge.
Das Setting ist für ein Rollenspiel dieser Zeit sehr ungewöhnlich, da es eine Hommage an Sci-Fi-Literatur des späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts darstellt.
Im Jahr 1893 fand eine Weltausstellung statt, in der ein Weltraumschiff vorgestellt wurde, mit dem der Erfinder 1-2 Tage später zu einer Marsexpedition aufbrechen wollte. Aus diesem Anlass hat er viele bekannte Persönlichkeiten des viktorianischen Zeitalters wie beispielsweise H. G. Wells oder Thomas Edison eingeladen. Die Vorstellung wurde jedoch sabotiert und die Rakete startete unplanmäßig mit allen Gästen in Richtung Mars. 2 Jahre später startet eine zweite Rakete mit weiteren Persönlichkeiten wie Sigmund Freud oder Nikola Tesla und dem Spieler, um die erste Expedition zu retten. Und das ist das Ziel: die Besatzung finden und nach Hause bringen.
Vom Prinzip her ist das Spiel genau wie sein Vorgänger aufgebaut. Es ist schließlich auch nur ein halbes Jahr später erschienen. Man hat also wieder die typische Ultima-Schrägansicht als Hauptteil des Bildschirms, darunter Befehle und auf der rechten Seite die Party-/Charakterübersicht und das Textfenster.
Das Spiel ist ultimatypisch eher auf Erkunden, Quatschen und Rätsel lösen als auf Kämpfe ausgelegt, was auch gut ist, denn das halb Echtzeit und halb rundenbasierte Kampfsystem ist nicht gut.
Die Handhabung des Inventars ist nicht gut gelöst, es bedarf vieler einzelner Klicks und Tastatureingaben, um Items zu verschieben, anzulegen, zu benutzen oder wegzuschmeißen. Daran kann man sich aber gewöhnen, das hat mich irgendwann nicht mehr gestört.
Schlimmer fand ich die ganzen kleinen Stolpersteine, die einem das Spiel aufgrund falschen Anspruchs, möglichst realistisch sein zu wollen, in den Weg legt.
Am gravierendsten empfand ich, dass man eigentlich nie so ganz genau weiß, was man machen soll. Einer der Charaktere führt zwar ein Notizbuch, das einem aber wenig bis gar nicht weiterhilft. Um wirklich alleine weiterzukommen, müsste man alle NPCs abklappern, und mit diesen alle Gesprächsoptionen durchgehen, bis man denjenigen findet, der einem den richtigen Tipp gibt. Und dann muss man den auch noch so deuten, dass es jetzt wirklich DER Tipp ist, der einem in diesem Moment weiterhilft.
Das Herumlaufen ist gerade anfangs ohne Abkürzungsmöglichkeiten, mit vielen Sackgassen und immer wieder auftauchender Zufallskämpfe auch nervig. Die Wege sind zudem lang, es gibt kaum markante Punkte. Man benötigt ein Material namens Oxium, das die Charaktere vernünftig atmen lässt. Haben sie keines im Inventar, werden sie schwächer. Gerade anfangs ist es eine Qual, das Oxium zu finden und dann aufwendig gleichmäßig unter allen Chars zu verteilen. Später hingegen ist es überflüssig, weil es eine Stelle im Spiel gibt, an der man unbegrenzt davon findet. Ja, es wird auch als Währung eingesetzt, aber im Prinzip ist Handel komplett überflüssig, weil man alles findet und auch unbegrenzt Währung hat. Es dauert nur ewig, von dem einen Handelsposten zur Oxiumquelle zu laufen...
Ebenso muss man nachts aufhören zu spielen, weil die Charaktere Kälteschaden nehmen. Dann muss man sich eine freie Stelle ohne Gegner in der Nähe suchen und sein Zelt aufschlagen. Immer und immer wieder.
In Höhlen muss man sich Licht machen, weil man ansonsten keine 3 Felder weit gucken kann. Dafür braucht man alleine 3 Items, die man jedes Mal wieder benutzen muss (Laterne, Öl und Streichhölzer).
Das Aufleveln erfolgt beim Schlafen, man kann nicht selbst skillen, sondern nur eine von drei Möglichkeiten aussuchen und weiß im Prinzip ohne Nachlesen im Netz gar nicht, was das bringt.
So sieht das aus:
An einer Stelle muss man etwas machen und dann neun Tage im Spiel warten und zwischendurch muss man 3x zu einer bestimmten Stelle gehen. Ja, wirklich 9 Tage! Das hat bedeutet, ich habe ca. 27x mein Zelt aufgeschlagen und war zwischendrin immer mal wieder an besagter Stelle.
Aber ja, genug gemeckert. Denn was mich am Spiel gehalten hat, ist die Story, wenn man sie denn mal weiterführen konnte. Die entwickelt sich schnell in eine interessante und nachvollziehbare Richtung mit einem netten Twist am Ende. Gerade die Geschichte rund um die Dream Machines hat viel Potential und ist gut ausgearbeitet. Insgesamt ist die Story wirklich sehr gut gelungen und in sich stimmig.
Wenn es davon mal ein Remaster gäbe, mit etwas modernerer Bedienung und einem etwas leichter zugänglicheren Spielsystem, ich würde das Spiel schwer empfehlen und selbst nochmal spielen.
In dieser Version jedoch wird es bei einem Durchlauf bleiben, den ich zwiegespalten in Erinnerung behalten werden.
Deutlich besser als Savage Empire, aber dennoch ein Spiel, das nur für frustresistente Gemüter zu empfehlen ist.